Insgesamt etwa 250 landwirtschaftliche Großgeräte aus der Zeit von 1850 bis 1960 schlummern in den Depots des Bachmann-Museums Bremervörde. Viele von ihnen sind bereits von August Bachmann für seine Sammlung angeschafft worden und noch nie der Öffentlichkeit gezeigt worden. Im Rahmen eines Forschungsprojektes haben sich drei Wissenschaftler in den vergangenen Monaten intensiv mit diesen Objekten beschäftigt. Ermöglicht wurde dieses Projekt durch die Stiftung der Sparkasse Rotenburg-Bremervörde und den Landschaftsverband Stade mit Mitteln des Landes Niedersachsen.

© Bachmann-Museum Bremervörde
„Obwohl die Gruppe der landwirtschaftlichen Großgeräte im Vergleich zu anderen Sammlungen des Bachmann-Museums zahlenmäßig eher klein ist, gehören doch die größten Einzelobjekte des Museums alle in diesen Bereich. Daher mussten unsere Wissenschaftler Tanja Gissel, Ulrike Tänzer und Philipp Kirf die Objekte vor Ort in den Museumsdepots bearbeiten“, beschreibt die Museumswissenschaftlerin Meike Mittmann die Herausforderungen des Projektes.
Aber die Arbeit hat sich gelohnt. Die Experten machten viele für die Wirtschaftsgeschichte des Landkreises interessante Entdeckungen, sichteten zum Beispiel die Herstellerangaben und andere Informationen auf den landwirtschaftlichen Großgeräten. Sie stellten fest, dass viele dieser Maschinen über einen langen Zeitraum verwendet worden sind. In dieser Zeit wurden sie oft umgebaut und ergänzt, um sie den neuen technischen Möglichkeiten, zum Beispiel neuen Antriebsarten, anzupassen. Alle Informationen und eine genaue Beschreibung jedes einzelnen Objektes wurden in der Museumsdatenbank kuniweb gespeichert. Sie stehen in Zukunft für wissenschaftliche Forschungen zur Verfügung.
Zeugen der Mechanisierung der Landwirtschaft
Beim Abschluss des Projektes im November 2016 waren sich die Forscher einig: Für das Museum sind die landwirtschaftlichen Geräte wertvolle Zeugen, die sehr anschaulich die immer stärker voranschreitende Mechanisierung in der Landwirtschaft im Elbe-Weser-Dreieck ab der Mitte des 19. Jahrhunderts verdeutlichen.
„Sahnestück“ Kartoffeldämpfanlage
Auch bei der Frage nach einem besonderen „Sahnestück“ in der Sammlung sind sich die Experten einig: es handelt sich um eine große fahrbare Kartoffeldämpfanlage vom Typ „Ammerland I“ mit der dazugehörigen Kartoffelwäsche. Bis 1945 war sie in Volkmarst in Betrieb, um Kartoffeln für die Schweinemast zu dämpfen. Die Volkmarster Bauern hatten eigens eine Genossenschaft gegründet, um diese große Dämpfanlage erwerben zu können. Dem Engagement von Frau Dr. Elfriede Bachmann ist es zu verdanken, dass der Landkreis Rotenburg (Wümme) zur Unterbringung der Maschine eine Scheune errichtete, die das Bachmann-Museum bis heute als Museumsdepot nutzt.
Und wie geht es nun weiter mit dieser Sammlung?
„Die Stiftung Bachmann-Museum hat vor zwei Jahren beschlossen, dass wir zunächst keine weiteren landwirtschaftlichen Geräte in die Sammlung aufnehmen, denn uns fehlt einfach der Platz dafür. Wir werden uns zunächst weiter um die Objekte kümmern, die wir haben und den Fragen nachgehen, auf die unsere Wissenschaftler gestoßen sind“, erklärt Museumsleiterin Ellen Horstrup. Und vielleicht findet ja das ein oder andere Objekt seinen Platz in der neuen Dauerausstellung des Bachmann-Museums.
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