Auf einem von mehr als 20 Nordpfaden im Landkreis Rotenburg (Wümme) unterwegs
Ein sonniger Herbsttag, die Luft riecht erdig – und der Sonntagnachmittag ist frei. Drei gute Gründe, das Sofa zu verlassen! Die Wahl für den ausgedehnten Spaziergang fällt an diesem Tag auf den Nordpfad ➔ Riepholm-Gilkenheide in der Nähe von Visselhövede, denn im Internet heißt es, die Stille begleite den Wanderer auf seinem Weg. Die Stille, sie erscheint mir eine überaus angenehme Begleitung nach einer aufreibenden Arbeitswoche.
Tatsächlich: In Delvental kein Mensch, kein Auto, nur ein Hund bellt auf einem Grundstück fernab des Weges. Im Mischwald auch keine Menschenseele und beim Spaziergang durch die Feldmark nichts zu hören. Erst in Riepholm fahren Autos. Es ist ein kleiner Ort mit einem Rastplatz an einer Streuobstwiese in der Mitte. Wie viele Autos mögen vorbei gefahren sein – vier oder fünf? Was für ein Verkehr nach der einsamen Stunde! Genau genommen machen auch die Gänse auf der Wiese bei Bauer Wilkens ordentlich Krach, aber das ist ja kein Lärm, das ist Idylle.
Riepholm hat einen Schulbauernhof mit dem Namen „Ackern und rackern“ – in großen Buchstaben steht es an einem Gebäude. Auch hier auf dem Biolandbetrieb Wilkens können Schulkinder oder Kindergartengruppen zum Beispiel hautnah erleben, wie die Milch aus der Kuh kommt oder das Getreide in den Acker – wahlweise auch wieder vom Acker herunter, je nach Jahreszeit. Es ist heile Welt in Riepholm und somit genau das Richtige für einen Sonntag.
Zweimal überqueren mein Hund und ich die Bahnlinie Uelzen – Bremen. Hier fährt Erixx, der Heidesprinter – übrigens mit Halt in Visselhövede, so dass es (mit einigen Kilometern mehr) auch möglich ist, die Tour mit dem Zug anzufahren. Der Heidesprinter passt sich der Stimmung an – fährt gemächlich vorbei und erinnert daran, dass da draußen irgendwo noch Zivilisation ist. Nun, Delventhal, Riepholm, Ottingen – natürlich wohnen überall Leute, aber heute sieht man so gut wie niemanden.
Landschaftlich präsentiert der Nordpfad „Gilkenheide-Riepholm“ die typischen und vom Menschen geprägten Strukturen: Acker, Wald, Biogasanlage, Ställe. Doch Wald ist nicht gleich Wald, und auf dieser Tour überrascht das viele Laubholz, das durch die Aufforstungspolitik der Vergangenheit nicht selbstverständlich ist. Zumindest in den Unterpflanzungen von ausgedünnten Kieferwäldern leuchtet das gelb-braune Herbstlaub der Buchen, am Waldrand stehen Eichen, streckenweise sorgt Totholz für Naturnähe.
Mehr als andernorts in der Region gibt es auch Hecken an den Feldrainen. Johannisbeeren, Holunder und andere kleinwüchsige Bäume und Sträucher sorgen für Vielfalt am Wegesrand, und das ist in einer Region mit Biogasanlagen und Maisanbau wichtiger denn je. Sorgen machen mir die vielen Eicheln, die in diesem Herbst auf dem Boden liegen. Es heißt, wenn die Bäume viele Eicheln tragen, kommt ein kalter Winter. Na dann, demnächst warm anziehen.
Weitere Infos:
➔ http://www.ackernundrackern.de/index.html
Alle Fotos: Petra Reinken
Die Autorin
Petra Reinken ist Journalistin, Autorin und Nachhaltigkeitsberaterin. Sie ist in der Lüneburger Heide aufgewachsen und lebt seit 2008 wieder in ihrer Geburtsstadt Soltau. Als Autorin hat sie die Reiseführer „99 Lieblingsorte in der Lüneburger Heide“ und „99 Lieblingsorte im Landkreis Rotenburg (Wümme)“ sowie das Lüneburger-Heide-Quiz geschrieben. Seit 2015 bietet sie Natur- und Landschaftsführungen an. Weitere Infos: ➔ www.wortwolf.de
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